10.12.2022

CSU und CSA sehen Handlungsbedarf bei der Hausärzteversorgung

 Neuhaus a.Inn 

Die CSU gibt sich ein neues Grundsatzprogramm und der Kreisverband Passau Land arbeitet daran mit. Initiiert von stellvertretenden CSU-Kreisvorsitzenden Stephan Dorn und CSA-Kreisvorsitzenden Josef Himsl trafen sich Sozialpolitiker und Experten wie Dr. Peter und Elisabeth Hück zu einem Workshop, um Leitplanken für die Gesundheitspolitik zu formulieren. Laut Stephan Dorn gehe es darum, gleichwertige Lebensbedingungen in ganz Bayern zu sichern. Dazu gehöre eine quantitative und qualitative flächendeckende Versorgung mit Haus- und Fachärzten in allen Regionen einschließlich dem flachen Land.

Aktuell ist die Versorgung in den meisten Gebieten noch gut. So liege sie in den fünf Planungsregionen für Hausärzte im Landkreis überall noch über 100 %. Alarmierend sei allerdings, dass das Durchschnittsalter der Ärzte überall deutlich über 50 liegt und weit über 70 Hausärzte im Landkreis Passau über 60 Jahre alt sind. Bedenkt man die lange Ausbildungszeit, so können Engpässe in der Zukunft nicht ausgeschlossen werden.

Hinzu kommt, dass immer weniger junge Ärzte bereit sind, sich als Hausärzte auf dem Land niederzulassen. Der hohe Anteil von Frauen unter dem Medizinernachwuchs trägt dazu bei, da manche die Vereinbarkeit von Kindern und einer Landarztpraxis als besonders schwierig erachten. Die Zahl der Medizinstudienplätz in Deutschland zu erhöhen. Wenngleich Bayern bereits viel in dieser Richtung unternimmt, reicht dies nicht aus. Man fordert daher, dass zum Beispiel in München durch einen Studienanfang im Sommer und im Winter die Zahl der Studienplätze erweitert wird. In Anbetracht des drohenden Ärztemangels müssten Maßnahmen aus Zeiten der drohenden Ärzteschwemme korrigiert werden. Mit einer größeren Anzahl Studienplätzen könne man zumindest mittelfristig Lücken schließen.

Bedenkt man allerdings, dass ein Studienanfänger des Jahrgangs 2023 wegen der langen Studien- und Ausbildungszeit voraussichtlich erst 2035 eine Praxis übernehmen könne, müsse man auch vorab handeln. Eine Lösung sei eine längere Arbeitszeit der aktuell tätigen Ärzte. Ein wesentlicher Schlüssel sei, Hemmnisse abzubauen. So berichtete das Ärzteehepaar Hück von Problemen mit technisch nicht ausgereiften Digitalisierungstools. Grundsätzlich sei Digitalisierung gut, wenn sie im Einzelfall sinnvoll ist und funktioniere. Aktuell überwiegt aber die Zusatzbelastung durch Schnellschüsse im Bereich der Digitalisierung und der Bürokratie. Ärzte werden gezwungen, sich mehr mit der Bürokratie als mit den Patienten zu beschäftigen. Die CSU Passau-Land und CSA fordern daher, dass vor der Umsetzung neuer Schritte mehr Praktiker in die Gremien berufen werden. Ein Kritikpunkt ist auch das TSVG. Ziel des Terminservice- und Versorgungsgesetzes war es, dass gesetzlich Versicherte schneller einen Termin beim Arzt bekommen. Folge ist eine Vergütungslücke für Ärzte.

Man war sich einig, dass das Gesundheitssystem auf der einen Seite bezahlbar bleiben muss, die in Deutschland gewohnte qualitativ hochwertige ärztliche Versorgung für alle aber ihren Preis hat. Gerade eine christliche Partei müsse dafür stehen, dass alle Menschen auch in Zukunft Zugang zu notwendiger medizinischer Versorgung haben.

Diskutiert wurden weitere Aspekte der medizinischen Versorgung, wie Videosprechstunden, die aber maximal eine Ergänzung sein können. Ein weiteres Thema waren die Medizinischen Versorgungszentren. Darin sah man aber kein Standardmodell für Hausärzte im ländlichen Raum.

Ein weiteres Thema war der Zugang zu Studienplätzen. Neben pro und contra NC will man bei einem nächsten Treffen diskutieren, ob es Möglichkeiten zu einer früheren Rückholung von Medizinstudenten im Ausland gibt. So sei es denkbar, dass angehende Mediziner, die zum Beispiel in Österreich oder Ungarn das Studium wegen anderer Zugangsbedingungen beginnen, während des Studiums nach Deutschland wechseln. Dies könne die Möglichkeit erhöhen, diese später für Arztsitze im Inland zu gewinnen. Konkrete Forderungen aus dem ersten Workshop an die Parteispitze sind die kurzfristige Erhöhung der Medizin-Studienplätze, eine Evaluierung der beschlossenen Digitalisierungsschritte und eine kritische Dikussion zu den Auswirkungen des Terminservice- und Versorgungsgesetzes.

Es diskutierten zum Thema Gesundheitsversorgung mit (v. l.) Landtagskandidatin Eva Resl, Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer, Bürgermeister und stv. CSU-Kreisvorsitzender Stephan Dorn,  Kreisrat Josef Schifferer, CSA-Kreisvorsitzender Josef Himsl sowie Dr. Pater und Dr. Elisabeth Hück (Foto Himsl).